Gruppe 9

Pater Laurentius dichtet das Weihnachtslied: "Es ist ein Ros´ entsprungen".

 

Personen: Pater Laurentius, Klosterschüler.

In der gleichen Nacht, die dem in Bild 8 gezeigten Tage folgte, entstand im engen Klosterfriedhof das alte wohlbekannte Weihnachtslied. Mit dem Kaiser Heinrich begaben sich die Mönche in die Kirche. Vom Rhumesprung, vom Vorwerk auf dem Rotenberg, von den Dörfern in der Runde kamen fromme Landleute und füllten zur H. Weihnachtsmesse das Gotteshaus. Laurentius hütete das Tor. Nun wanderte er wartend im engen Friedhof auf und nieder. Ein stiller Friede lag auf seinem Angesicht, der Stern von Bethlehem hatte auch ihm gestrahlt. Unter seinen Füßen knirschte der Schnee. Da fiel der Schein seiner Hornlaterne auf einen trockenen Rosenstrauch. Und siehe - am Ende des Zweigleins leuchtete ein blühendes Röslein. Behutsam brachen seine Finger die zarte Blume. In seinem Herzen aber kommen und geben die Gedanken und formen sich zu Versen:

 "Es ist ein Ros' entsprungen
aus einer Wurzel zart,
als uns die Alten Sungen
aus Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter
wohl zu der halben Nacht."

Längst ist die Mette aus. Nur wenige Klosterschüler ordnen noch den Gottesraum. Ihnen winkt Laurentius und bald erklingt das neue Lied:

"Das Röslein, das ich meine,
davon Jesaias sagt,
hat uns gebracht alleine
Marie, die reine Magd
aus Gottes ewgem Rat
hat sie ein Kind geboren
wohl zu der halben Nacht."

Wo in deutschen Landen zur Weihnachtszeit ein Lichterschein erstrahlt, da klingt wie einst das Lied vom wundersamen Röslein. Die heute gesungene Melodie schuf Michael Praetorius (1571‑1621) in Wolfenbüttel.

Dargestellt: Von der Schule Pöhlde.

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