Dokumente der Zeitgeschichte gesucht


Seit 1972 ist Pöhlde ein Teil der Stadt Herzberg. Nach den bekannten schriftlichen Quellen gibt es einen Ort mit diesem Namen seit mindestens 1050 Jahren.

Was war Pöhlde? Eine feste Siedlung seit der Eisenzeit. Nach der Überlieferung trägt es viele Bezeichnungen nach- und nebeneinander. Es war ein Hof, eine Burg, eine Pfalz, ein Kloster, ein Dorf und schließlich bis vor zwei Jahrzehnten eine Bahnstation.

Die Verfasser der überlieferten Schriftquellen kennen Pöhlde zuerst als Hof und Pfalz, später aber nur noch als Kloster und Dorf, schließlich dann ausschließlich als Dorf. Das gesamte Mittelalter hindurch bis in das 17. Jahrhundert blieb Pöhlde vor allem als Kloster des Prämonstratenserordens im Gedächtnis der Schreiber und ihrer Leser. Nach der Zerstörung des Klosters im Bauernkrieg 1525 blieb nur das Dorf übrig.

An die Pfalz und das Kloster erinnerte nur die aus den Resten der alten Kirchen errichtete Gemeindekirche, die bis heute neben dem Burgwall und den im 20. Jahrhundert freigelegten Grundmauern vor Pfalz und Klosteranlagen die einzige im Ort noch sichtbare Hinterlassenschaft ist, die deutlich zeigt, dass Pöhlde kein gewöhnliches Dorf war.

Außer den Aufenthalten der sächsischen Könige und Kaiser im 10. und 11. Jahrhundert sind einige wichtige politische Ereignisse des 11. Jahrhunderts aus Pöhlde überliefert, so die Ermordung des Thronprätendenten Ekkehards von Meißen 1002, eine wichtige Synode und das Auftauchen des "Papstkandidaten" Gregor VI am Hof Heinrichs II in Pöhlde, der seinem römischen Konkurrenten unterlag und dessen Spur sich danach verliert.

Als Ort unter dem Namen  Palithi, Palidi oder Polede kennen die Schreiber von Urkunden und Chroniken es seit dem  10. Jahrhundert, seit über tausend Jahren also.

Aus der Geschichte des Dorfes in der Neuzeit ist aber weniger bekannt, obwohl es auch  hier eine Überlieferung gibt. Interesse an der Geschichte des eigenen Ortes haben seine Bewohner besonders im 20.  Jahrhundert entwickelt. Einen  Höhepunkt der Beschäftigung mit der Vergangenheit stellte der Jubiläumfestumzug von 1952 dar. Damals feierte man  tausend Jahre Pöhlde, obwohl - die Zeit der Besiedlung schon mehr als zweitausend Jahre dauerte und auch die ersten - erhaltenen sicheren schriftlichen Erwähnungen des Ortsnamens von 927, 929 und 932 stammen.

2002 soll wieder gefeiert werden, auch wenn seit langem bekannt ist, dass die Urkunde von 952, die 1952 den Anlass für das Jubiläum war, eine mittelalterliche Fälschung ist.

Über Pöhlde ist seit dem Mittelalter oft und von ganz verschiedenen Autoren geschrieben worden. Dies wird jetzt durch den Historiker Gunter Ehrhard zusammengefasst und fortgesetzt in Form einer Ortschronik, die im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch das Arbeitsamt Osterode und die Stadt Herzberg finanziert wird. Um ein möglichst vielfältiges Bild von der Vergangenheit zu gewinnen, kommt es vor allem darauf an, die bisher weniger bekannte Ortsgeschichte der nachmittelalterlichen Zeit und besonders der letzten zwei Jahrhunderte in Erfahrung zu bringen.

Dafür sind nicht nur die bisher unveröffentlichten Bild und Schriftquellen der Archive in Pöhlde, Herzberg und Hannover wichtig, sondern auch Erinnerungen und Erinnerungsstücke (vor allem schriftliches Material) der heute lebenden Pöhlder.

Wer von den Einwohnern oder anderswo lebenden Pöhldern also noch interessante Zeugnisse aus der Familien-, Betriebs-, Vereins- oder sonstigen Ortsgeschichte hat, wird gebeten, sich an die Stadt Herzberg (Tel. Stadtarchiv: 0 55 2 1/852-285) oder an den Chronikautor Ehrhard in Göttingen (Tel. privat: 0551/7 70 30 26) zu wenden, E-Mail: 1050jahre@poehlde.de

Die in Arbeit befindliche Chronik soll 2002 herauskommen und möglichst vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht werden und besonders auch solche Texte und Fotos enthalten, die bisher noch nicht in Veröffentlichungen erschienen sind.


(Bericht von Herrn Ehrhard, Veröffentlichung im Harzkurier am 15.01.2001)